Dienstag, 6. Mai 2008
Tropfenförmig
Vorbei ziehen sie, diese Tage, die sich stets irgendwie gleichen. Aufstehen, sich für den Tag vorbereiten, aus dem Haus gehen, arbeiten, nach Hause fahren, ein wenig Zeit mit dem Lebenspartner und/oder der Familie, schlafen. Aufstehen ... ein stetiger Kreislauf, nur durchbrochen von einigen Wochenenden, Feiertagen, Urlaubstagen, die mit der unangenehmen Eigenschaft gesegnet sind, meist zu wenige zu sein und zu früh zu enden. In der Flut dieser Tage vergisst man leicht, welches Potential ein einziger Tag besitzen kann, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen.
Ein Tropfen, der dem anderen folgt, füllt irgendwann das Fass. Den Teich. Den See. Irgendwann das Meer. Verdunstet, erhebt sich zum Himmel, um dann als Regenschauer zurückzukehren, erfrischend, überflutend vielleicht, Leid oder Freude bringend. An manchen Tagen sehnt man sich geradezu nach ein wenig kühler Frische, an anderen ist selbst der Vorgeschmack auf etwas Nass zuviel.

Tropfen um Tropfen.
Tag um Tag, die sich aneinander reihen. Irgendwann ist das Fass voll, in das die Tropfen fallen, und es läuft über, macht sich Luft damit, den Überfluss oder das Zuviel zu kompensieren versuchend. Was geschieht, wenn es ein Übermaß an Tagen ist? Merken wir es heute noch, wenn wir eigentlich Abstand bräuchten, wenn wir einen einzigen Tag nur bräuchten, an dem wir die Schönheit und den Reichtum dessen erkennen könnten, was uns umgibt? Zu leicht versinkt man in der Gleichförmigkeit dieser Tage, und ein Jahr später stellt man sich die ungläubige Frage, wo denn die letzten Monate geblieben sind.
Manche Menschen dokumentieren diese vergangenen Tage mit Bildern, manche mit Worten, manche gar nicht. Letztendlich ändert es jedoch nichts an der Tatsache - dass alles vergänglich ist. Dass wir diese Tage nicht zurückbekommen. Dass sie verrinnen wie das Wasser auf einer trockener werdenden Erde. Und wenn dann kein Regen kommt, ist das Fass längst leer.

Was kommt, wenn man die Tage nicht mehr erkennt, die vorüber geflossen sind, die vergangen sind, die man nicht mehr zählen kann, weil es so viele waren, die sich so unendlich gleichten?
Neue Tage kommen, und es liegt an uns, wie wir ihnen begegnen. Ob sie versickern oder ob der Regen Neues mit sich führt. Glücklicherweise.

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