Montag, 19. Mai 2008
Sysiphusarbeit
Ich oute mich. Ganz krass, ganz offen, ganz klar: Ich hasse Hausarbeit. (Hier hat doch jetzt nicht wirklich irgendwer erwartet, dass ich mich als Lesbe zu erkennen gebe?)
Grundsätzlich ist Hausarbeit notwendig, um einen gewissen, schimmel- und staubfreien Standard in der Wohnung zu halten. Wenn man dann noch seinen Lebenspartner und die Katze wiederfindet, ohne unter allzu riesigen Bergen an ungewaschenen Klamotten und gestapelten Büchern wühlen zu müssen, umso besser. Aber bei all dem schrubben, wischen, saugen und räumen beschleicht mich doch immer wieder das Gefühl, in einer griechischen Sage zu stecken - der des Sysiphus, jenem Kerl, der auf ewig einen riesigen Felsen einen Berg hochrollen muss, nur um dann zusehen zu dürfen, wie er auf der anderen Seite des Berges wieder herunterkracht, damit er das ganze Spielchen wieder von vorn beginnen muss.
Grundsätzlich gelten für die Hausarbeit augenscheinlich drei Anxiome:

1. Ist irgendwo sauber gemacht, wird es von allein wieder dreckig.
2. Egal, wieviel man putzt, es wird sowieso wieder schmutzig.
3. Hausarbeit ist keine Arbeit. Wer also die Hausarbeit erledigt, strengt sich viel weniger an als derjenige, der arbeitet und Geld mit nach Hause bringt.

Dass man sich dann irgendwann einmal wie eine Putzfrau fühlt, wenn man den x-ten Wäschekorb mit einmal getragenem Zeug vom Keller bis in den dritten Stock (Dachboden) geschleppt hat, lässt sich kaum vermeiden - nur werden Putzfrauen für diesen miesen Job auch noch bezahlt. Aber ob mich 6€ die Stunde wirklich motivieren würden, mit mehr Freude an das Putzen heranzugehen, wage ich zu bezweifeln. Es ist und bleibt eine Plackerei, die ich meistens so lange aufschiebe, bis ich nicht mehr darum herum komme (weil ich ein so schlechtes Gewissen habe, dass ich es dann doch mache). Nur um dann vor einem viel größeren Berg zu stehen. Hätte ich mehr Bezug zur Wahrscheinlichkeitsrechnung, würde ich noch irgendwann versuchen herauszufinden, wann es mehr Arbeit ist - wenn ich jede Woche mein Soll erfülle, oder wenn ich immer etwas liegen lasse, um dann irgendwann einen Berg abtragen zu müssen (sprichwörtlich gesehen).

Gibt es überhaupt Menschen, die am putzen Spaß haben? Sicherlich, eine saubere, aufgeräumte Wohnung gefällt wohl jedem. Aber der Weg dorthin ist immer unerfreulich, bisher habe ich zumindest noch niemanden getroffen, der gerne putzen würde. In allen möglichen Serien sind die Wohnungen der Leute immer unglaublich aufgeräumt - wie soll man das glauben? Wenn ich mich aufs Sofa setze und irgend etwas nähe, etwas zeichne oder sonstig kreatives Zeug vor mich hin wirtschafte, ist der Tisch in aller Regel danach ein Häufchen Chaos. Man braucht nunmal eine Menge Kram, bis man das Ergebnis hat, das man will. Entweder haben die Charaktere der Serien kein Privatleben und gehen in ihre Musterwohnungen nur zum Schlafen und neue-Freundin-flachlegen, oder aber man versucht uns unterzujubeln, dass picobello-Wohnungen nun einmal sein müssen.

Wie schaffen es die Leute aus dem Perfekten Dinner nur, ihre Gäste in tiptop aufgehübschte Wohnungen zu führen? Allein das Mobiliar der meisten Leute lässt mir die Ohren schlackern, 25jährige Studentinnen mit Designerküchen, 28jährige Marketingtypen mit Designerwohnzimmer, und alles wie frisch aus dem Architekturkatalog oder 'Schöner Wohnen'. Renovieren diese Leute erst einmal, bevor sie die vier Unbekannten zum Fernsehdinner laden?
Anders kann ich es mir nicht vorstellen, viele der Kandidaten haben Kinder, und kleine Kinder zu haben bedeutet doch auch stets, ein gewisses Maß an Chaos in Kauf nehmen zu müssen. Schließlich kann man beim besten Willen nicht dauernd aufräumen oder hinter den Kindern her putzen, vor allem, wenn es nicht nur ein Kind ist. Bei solchen Sendungen packt mich jedenfalls der blanke Neid auf diese Leute in ihren perfekten Wohnungen.

Ich brauche ein bisschen Chaos zum existieren. Ich gehöre auch zu den Menschen, die in ihrem Chaos eine gewisse Ordnung haben. Aber eben übereinander statt nebeneinander. Letztendlich läuft es jedenfalls doch wieder auf den Putzeimer mit Wischtuch heraus. Schließlich wird alles wieder dreckig, egal, wieviel man geschrubbt hat. Ein bisschen wie Sysiphus fühle ich mich aber auch, wenn ich mit dem Putzen fertig bin: Zumindest ein kleiner Moment der Erleichterung, während der Stein den Berg herunterfällt. Ein paar Sekunden lang glückseligen Fluges, in dem man die Gummihandschuhe wieder in den Schrank packt.

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Frage mich ob das der längste Text zum Thema Hausarbeit ist, der von mir je gelesen wurde.
Ansonsten gilt: Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum Suchen.^^

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Ich zelebriere meinen Hass eben :D

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4. Um etwas sauber zu bekommen muss etwas anderes schmutzig gemacht werden

5. Du kannst alles schmutzig machen, ohne hinterher irgendwas sauber zu bekommen


6. Hausstaub besteht zu über 90% aus Hautschuppen und Haaren der Lebewesen, die in dem jeweiligen Haus leben, ergo gilt je mehr Viecher, desto mehr Dreck, also erst mal weg mit den Katzen ;-)

7. Okay zugegeben, dieser Unterpunkt ist eigentlich überflüssig, aber da kommt mehr als woanders der Lehrer durch. Das Wort lautet "Axiom" und der Schlingel hieß "Sisyphus"

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zu 7.: Das Axiom und Sisyphus falsch geschrieben waren ist mir irgendwie nicht aufgefallen, verdammt eine Gelegenheit zum klugscheißen verpaßt.^^

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Argh. Ich schreibe beides grundsätzlich falsch. Ist wie ein blinder Fleck im Inneren ... *blinzel* wenigstens kann ich mich damit trösten, dass der Sinn trotzdem noch verstanden wurde (was bei so manchen Rechtschreibkatastrophen nicht mehr der Fall ist).

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